Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Teile die Seite, wenn sie dir gefällt. Danke

Ein typischer Schaden an alten Stühlen, das Geflecht von Sitz oder Lehne muss erneuert werden, hier erfahren Sie wie Sie Alte Stühle neu flechten

Alte Stühle neu flechten. Geflochtene Stuhlsitze können eine erstaunlich lange Lebensdauer haben. Viele Stühle, die vor 100 und mehr Jahren gefertigt worden sind, können sich heute noch sehen lassen – und benutzen.

Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Aber irgendwann reißt einer der „Fäden“ im Geflecht, und dann ist bald eine Rundum-Erneuerung fällig. Fertiges Geflecht kann man kaufen und mit mehr oder weniger großem Aufwand in das alte Stuhlgestell einfügen. Nicht immer passt die Maschenweite des Geflechts (Fachleute nennen es auch Gewebe) zu den Lochabständen im Sitzrahmen des Stuhls. Dann muss der neue Stuhlsitz oder die Lehne – Faden für Faden – neu geflochten werden.

Das Arbeitsmaterial sind schmale und dünne Rattan-Streifen, aus dessen weichem Inneren das Peddigrohr gespalten wird. Den Flechtfaden gibt es in unterschiedlichen Stärken. Mit naturbelassener oder aber mit gebleichter Oberfläche. Die gebleichte Qualität können Sie in beliebigen Farbtönen beizen. Geliefert wird das Flechtrohr in Bündeln mit unterschiedlich langen Fäden. Das Material wird nach Gewicht verkauft. Für einen Stuhlsitz normaler Größe benötigen Sie also je nach Stärke des Flechtmaterials und Maschenweite etwa 150 bis 250 g.

 

Das wird gemacht

  • Altes, beschädigtes Geflecht aus dem Rahmen entfernen
  • Löcher im Rahmen säubern, unter Umständen ausbohren
  • Muster vom alten Flechtfaden und Lochabstände für Einkauf des neuen Materials festhalten
  • Peddigrohr– oder Holzdübel in passender Stärke und Länge vorbereiten
  • Kett- und Schußfäden in der richtigen Reihenfolge einziehen, danach die Diagonalfäden einflechten
  • Alle Fäden durch die vorbereiteten Dübel Stückchen in den Rahmenlöchern verkeilen oder Ränder mit stärkerem Flechtfaden „vernähen“
  • Überstehende Fadenenden abschneiden.

 

Bei fertigem Geflecht

  • Lochabstände im Sitzrahmen messen und bei Materialbestellung angeben
  • Geflecht Ränder entflechten
  • Fadenenden in die Löcher einziehen und mit Peddigrohr- oder Holzdübeln fixieren
  • Überstehende Fadenenden abschneiden

 

Material

  • Rattan-Flechtfäden
  • Peddigrohr- oder Holzdübel in der Stärke der Rahmenlöcher
  • Evtl. Holzbeize

 

Werkzeug

  • Universalmesser
  • Senkstift
  • Hammer
  • Teppichmesser

 

Alte Stühle neu flechten das Säubern

Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Das alte Geflecht wird am besten so aus dem Gestell getrennt, dass es in sich erhalten bleibt und als Flechtmuster dienen kann.

Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Die Peddigrohr Stöpsel in den Löchern des Rahmens ausschlagen oder ausbohren. Dabei entfernen Sie auch die letzten Geflecht Reste.

Das defekte Geflecht ist vollständig aus dem Rahmen zu lösen. Schneiden Sie am besten entlang den Rahmenseiten, und bewahren Sie das Geflecht aber als Vorbild für Ihre eigene Arbeit auf.

Die Löcher im Rahmen sind von allen Flechtfadenresten zu säubern. Dazu müssen Sie die alten Stöpsel aus Peddigrohr mit einem Senkstift aus den Bohrungen schlagen, in hartnäckigen Fällen ausbohren.

Wenn das Stuhlgestell eine Oberflächenbehandlung braucht. Wird sie natürlich jetzt aufgebracht, so wie auch das Verleimen wackeliger Verbindungen jetzt besorgt werden muss. Erst dann kann mit dem Flechten begonnen werden.

 

Arbeitsfolge beim flechten

Für den Anfänger sieht das Flechtwerk eines Stuhlsitzes überaus kompliziert aus. Die Anfertigung ist aber nicht übermäßig schwierig. Sie müssen sich nur mit einiger Geduld wappnen, um die verschiedenen Fadenlagen ohne jeden Fehler miteinander zu verflechten.

Beim „klassischen“ Geflecht werden jeweils paarweise waagerecht als auch senkrecht angeordnete Fäden durch einzelne Diagonalfäden gekreuzt. Das im Endergebnis verwirrende Drunter und Drüber beginnt zunächst noch recht einfach. Erst mit der vierten Fadenlage wird richtig geflochten.

Einziehen der Diagonalfäden

Etwas schwierig wird es erst beim Einziehen der Diagonalfäden. Denn dann sind die „Maschen“ zwischen den ersten Faden lagen schon etwas enger geworden. Aber auch dabei ist noch ein Durchkommen, wenn die Fäden zwar fest – aber nicht unter Spannung eingeflochten worden sind.

 

Sechs Fadenlagen

1. Wenn Sie Alte Stühle neu flechten, Beginnend in der linken hinteren oder oberen Rahmenecke wird ein Faden mit etwa 10 cm Überstand auf der Rahmenunterseite eingesetzt und mit einem Peddigrohr Stöpsel fixiert. Der Faden wird in das entsprechende Loch auf der Rahmenvorderseite eingeführt. Dann auf der Rahmenunterseite ins benachbarte Loch gefädelt und von hier wieder auf der Oberseite nach hinten geführt.

2. Wenn alle senkrechten Fäden eingelegt sind, werden darüber waagerechte Fäden geführt.

3. Parallel zur ersten Lage legen Sie senkrechte Fäden über die waagerechten.

4. Die vierte Lage legen Sie wieder waagerecht an. Jetzt wird zum ersten Mal geflochten. Der Faden läuft über die dritte Lage und unter der ersten Lage.

5. Von links oben nach rechts unten werden Diagonalfäden geflochten. Sie verlaufen unter den senkrechten und über den waagerechten Fäden.

6. Die Diagonalen von rechts oben nach links unten werden als letzte geflochten, über die senkrechten hinweg und unter die waagerechten hindurch.

Das Rattan können Sie durch leichtes Anfeuchten etwas geschmeidiger machen. Es genügt, die Flechtfäden durch ein feuchtes Tuch zu ziehen. Zu feuchtes Rattan kann beim Trocknen und Schrumpfen sehr leicht reißen.

Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Die einzelnen Flechtlagen sind hier in unterschiedlichen Farben dargestellt. Der Farbcode links zeigt, in welcher Reihenfolge Sie die einzelnen Fäden einflechten.

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Bevor Sie mit dem Flechten beginnen, sollten Sie eine Reihe kurzer Peddigrohr Stöpsel oder Holzdübel in passender Stärke bereit legen. Damit werden zunächst Anfang und Ende eines Flechtfadens im entsprechenden Loch befestigt, später werden damit alle Löcher besteckt, und auf diese Weise werden alle Fäden der Sitzfläche fest verkeilt.

Die Fadenenden sollten unter dem Sitzrahmen etwa 10 cm überstehen, erst zum Schluss werden sie zurückgeschnitten bzw. „vernäht“. Achten Sie darauf, dass Sie alle Fäden mit etwa gleicher Festigkeit, nicht zu locker oder gar mit zu starker Spannung, verarbeiten. Je mehr Fadenlagen ins Geflecht eingearbeitet sind, desto straffer werden die einzelnen Fäden. Wenn Sie dagegen schon die ersten Fäden zu stark gespannt haben, erschweren Sie sich das Einfädeln der folgenden Lagen.

Zu Anfang werden die einzelnen Fäden auch noch etwas unregelmäßig nebeneinander liegen, sich in ungleichmäßigen Abständen kreuzen. Die akkurate Anordnung müssen Sie korrigieren, bevor Sie die Diagonalfäden einflechten. Nur da und dort müssen Sie am Schluss noch nachbessern und – zum Beispiel mit dem Senkstift – die Fäden etwas zurechtziehen und -schieben.

 

1. Lage:

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Fäden parallel von links nach rechts senkrecht einziehen.

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Anfang und Ende der Fäden durch Peddigrohr oder Holzdübel fixieren.

 

2. Lage:

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Quer über die erste Lage die Schuss Fäden einziehen.

 

3. Lage:

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Wieder senkrechte Fäden über die waagerechten Fäden legen.

 

4. Lage:

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Waagerechte Fäden über und unter die senkrechten flechten.

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Jetzt die Fäden sauber ausrichten, ehe weitergeflochten wird.

 

5. Lage:

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Erste Diagonale unter die Schuß-, über die Kettfäden legen.

 

6. Lage:

Sechs Arbeitsgänge bis zum fertigen Geflecht

Zweite Diagonale umgekehrt mit Kette und Schuß kreuzen.

Geflecht sichern

Nach Fertigstellung des Geflechts müssen Sie in alle Löcher Stöpsel aus Peddigrohr oder Dübel Stangen einsetzen, mit denen Sie die Fäden des Geflechts fest verkeilen und dadurch dem Stuhlsitz oder der Lehne dauerhaften Halt geben. Mit einem Senkstift treiben Sie die Stöpsel unter die Rahmenoberkante.

Eine andere Möglichkeit ist, den Rand des Geflechts durch einen stärkeren Flechtfaden abzusichern, der von einem durch die Löcher „genähten“ dünneren Faden festgehalten wird. Der Nähfaden soll sehr fest in den Löchern sitzen und dadurch die Fäden des Geflechts festhalten. Anfang und Ende dieses Fadens müssen Sie dann ebenfalls durch kleine Stöpsel verkeilen.

Geflecht sichern

Kurze Stücke Peddigrohr oder Dübel Holz verkeilen die Fäden in sämtlichen Löchern und geben dem ganzen Geflecht sicheren Halt.

Geflecht sichern

Schwieriger auszuführen: Am Rand des Geflechts wird ein stärkerer Flechtfaden durch einen dünneren Faden“ festgenäht“.

 

Vorgefertigtes Geflecht einsetzen

Vorgefertigtes Geflecht einsetzen

Naturbelassenes, leicht glänzendes Geflecht mit einer Maschenweite von 15 mm, geflochten aus ca. 3 mm breiten Fäden.

Vorgefertigtes Geflecht einsetzen

Leicht gebleichtes, aber noch glänzendes und nicht beizbares Geflecht aus schmalen Fäden mit einer Maschenweite von ca. 12 mm.

Wenn Sie sich nicht zutrauen, auf Anhieb ein perfekt aussehendes und auch haltbares Geflecht herzustellen, oder wenn Sie nicht die Geduld aufbringen, können Sie auch fertiges Geflecht oder Gewebe verwenden.

 

Dieses Stuhlrohr-Gewebe gibt es in unterschiedlichen Ausführungen.

Aus schmäleren oder breiteren Rattan Fäden geflochten, mit unterschiedlichen Maschenweiten, mit naturbelassener, glänzender oder matter Oberfläche oder hell gebleicht und so behandelt, dass das Material in beliebigem Farbton gebeizt werden kann. Je nach Fadenstärke und Maschenweite ist das Geflecht entsprechend stärker oder schwächer belastbar.

Es wird zunächst ringsum 10 cm größer als der Sitzrahmen zugeschnitten. Dann sind die Ränder genau bis zum Licht maß des Sitzrahmens vorsichtig zu entflechten. Die gelösten Fadenenden werden in die entsprechenden Löcher im Rahmen gesteckt und Dann wieder, wie beschrieben, durch Peddigrohr oder Holzdübel verkeilt und dadurch auf dem Sitzrahmen fixiert.

 

Geflecht geschmeidig machen

Auch das fertig bezogene Geflecht feuchten Sie leicht an, damit sich die Fadenenden leichter umbiegen lassen. Dabei sollte aber nicht zu viel Wasser aufgetragen werden. Das beim Feuchtwerden sich ausdehnende Material schrumpft entsprechend, wenn es trocknet, die Spannung könnte dann so groß werden, dass einzelne Fäden reißen.

Wenn fertiges, gebleichtes Stuhlrohr-Gewebe gebeizt werden soll, muss dies aber vor der Verarbeitung am Stuhl geschehen. Das Material muss auch wieder trocken, also wieder entspannt sein.

Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Gebleichtes, an der Oberfläche mattes (und beizbares) Geflecht aus 3 mm breiten Fäden mit einer Maschenweite von ungefähr 15,5 mm.

Alte Stühle neu flechten, geflochtene Stuhlsitze erneuern

Glanzloses und beizbares Geflecht aus schmalen Flechtfäden mit einer Maschenweite von 14,5 mm.

 

Weitere Seiten die Sie interessieren könnten
  1. Chesterfield Sofa restaurieren: Materialien, Werkzeug, Tipps
  2. Rattan Möbel restaurieren: Tipps, Techniken und Materialien
  3. Sofa reparieren: Detaillierte Anleitung zum Aufarbeiten
  4. Lose Stuhlsitze aufarbeiten. Tipps zum Reparieren
  5. Anfertigung von Polsterbezügen, Sessel oder Sofa